Wann kommt ein Komma vor „oder“? Kommaregeln einfach erklärt

Komma vor „oder“ – Kommaregeln mit Beispielen erklärt

Wann setzt man ein Komma vor oder? Das Bindewort gehört zu den eher schwierigen Fällen der Interpunktion. Häufige Fehler sind die Folge.

Das muss aber nicht so sein. Die entsprechenden Regeln der Rechtschreibung sind schnell und einfach erklärt. 

Einfach erklärt: Wann setzt man ein Komma vor „oder“?

Die nebenordnende Konjunktion „oder“ verbindet Teilsätze und stellt dabei Alternativen gegenüber. Bei einigen Verbindungen steht kein Komma, bei anderen schon. 

Erkennt man, was da genau miteinander verknüpft wird, fällt die Kommasetzung nicht mehr schwer. 

Hier setzt du kein Komma vor „oder“

In den meisten Fällen setzt du kein Komma vor „oder“. Oft folgen Aufzählungen oder kurze Wortgruppen, die nach den Regeln der Kommasetzung kein Satzzeichen erfordern. 

In diesen Fällen wird kein Komma gesetzt: 

  • Aufzählungen
  • Verbindung von Nebensätzen
  • Verbindung von Hauptsätzen (optional)
  • Verbindung von Infinitivgruppen

Allen vier Fällen ist gemein, dass sie gleichrangige Satzteile verbinden. Als Kommaregel für „oder“ musst du dir also nur eines merken. Sind die verbundenen Teile gleichrangig, musst du kein Komma verwenden. 

Bei Aufzählungen steht kein Komma vor „oder“

Das Komma bei Aufzählungen wird nur da gesetzt, wo kein Bindewort vorhanden ist. Konjunktionen wie „und“, „sowie“ und „oder“ erfordern nach den Kommaregeln kein Satzzeichen. 

Beispiele

  • Sie können dafür ein Austauschgerät, eine Rückzahlung oder einen Gutschein erhalten.
  • Je nach Satzart kann das Verb an erster Position, an zweiter Position oder am Satzende zu finden sein. 

Verbindung von Nebensätzen

Finden sich vor oder nach dem Hauptsatz zwei Nebensätze, dann kommt kein Komma zwischen die beiden Nebensätze. Vor oder nach dem Hauptsatz musst du natürlich Satzzeichen setzen. 

Beispiele

  • Ich weiß nicht, ob du mich nicht verstehen willst oder ob du akustisch beeinträchtigt bist. 
  • Sprachexperten weinen nach innen, wenn die Gliederung fehlt oder wenn Texte einfach mies sind. 

Verbindung einer Infinitivgruppe (Infinitiv mit „zu“)

Das Gleiche gilt, wenn zwei Infinitivgruppen durch „oder“ getrennt werden. Die Infinitivgruppe ist eine Wortgruppe, welche den Infinitiv mit „zu“ ergänzt. Beide Infinitivgruppen sind gleichwertig und müssen nicht durch Satzzeichen getrennt werden. 

Beispiele 

  • Es gilt, adäquate Lösungen zu finden oder zunächst die Problemlage zu erklären. 
  • Ohne sich ausreichend Zeit zu nehmen oder sich zumindest in der vorhandenen Zeit redlich zu bemühen, sind die Regeln der Zeichensetzung nicht zu lernen. 

Verbindung von zwei Hauptsätzen

Die Regel der Gleichrangigkeit gilt auch für Hauptsätze. Allerdings kannst du den zweiten Hauptsatz optional durch ein Komma abtrennen.

Zum Beispiel dann, wenn es der Lesbarkeit dient, weil verschiedene Subjekte im Spiel sind.

  • Heute gehe ich schwimmen oder gehe in die Sauna. 
  • Heute mache ich das Essen, räume den Tisch ab und räume die Geschirrspülmaschine ein(,) oder du übernimmst den Haushalt und ich repariere das Gartentor. 

Faustregel: Wenn sich die Verben im zweiten auf das Subjekt im ersten Hauptsatz beziehen, sollte man kein Komma verwenden. 

Hier setzt du ein Komma vor „oder“

Manchmal steht ein Komma vor „oder“. Nach den Regeln der Grammatik ist das in folgenden Fällen der Fall. 

  • Einschübe
  • Nachfragen

Einschübe vor „oder“ befinden sich zwischen zwei Hauptsätzen. Dabei kann es sich um vollständige Nebensätze, Infinitivgruppen oder anderen Wortgruppen handeln. 

Nachfragen sind einzelne Wörter oder kurze Wortgruppen. Diese gehören nicht zum Hauptsatz und müssen abgetrennt werden. 

Einschübe vor Konjunktionen

Einschübe sind Satzteile oder Wortgruppen, die sich innerhalb eines Hauptsatzes befinden. 

Bei Einschüben muss ein Komma gesetzt werden. Das gilt nicht nur für „oder“, sondern immer. 

Beispiele

  • Sie können das Korrektorat selbst durchführen, welches die Rechtschreibprüfung beinhalten sollte, oder den Auftrag extern vergeben.
  • An erster Position steht das Subjekt, das ein Nomen enthält, oder ein Verb, falls es sich um einen Fragesatz handelt. 

Appositionen als Einschübe

Neben den oben gezeigten Relativsätzen sind Appositionen eine häufige Form der Einschübe. Meistens relativ kurz, nehmen sie Bezug auf ein vorangegangenes Nomen. Sie enthalten im Gegensatz zu Relativsätzen kein Verb.

Beispiele

  • Zwischen die Sätze kommt ein Komma, eine Interpunktion, oder auch nicht, wenn ein Bindewort vorhanden ist.
  • Die Konjunktion kann unterordnend einleiten, die Subjunktion, oder gleichrangige Satzteile verbinden. 

Eingeschobene Nebensätze

Werden vollständige Nebensätze eingeschoben, gilt das gleiche Prinzip. Befindet sich der Einschub direkt vor „oder“, dann musst du ein Komma setzen.

Beispiele

  • Ein Komma wird gesetzt, weil es grammatikalisch notwendig ist, oder um die Struktur eines Satzes zu verdeutlichen.
  • Verwende ich bei wörtlicher Rede Anführungszeichen, welche unten und oben angebracht sind, oder macht es keinen Unterschied?

Eingeschobene Infinitivgruppen

Im Gegensatz zu eingeschobenen Nebensätzen enthalten Infinitivgruppen die Grundform eines Verbs mit „zu“. Infinitivgruppen können nicht alleine stehen und verhalten sich wie ein Nebensatz.

Vor „oder“ und hinter den Einschub setzt du ein Komma. 

Beispiele

  • Das Wort „oder“ verbindet Hauptsätze miteinander, um Gegensätze zu verdeutlichen, oder auch Nebensätze.
  • Weitere Infos kannst du bei mir bekommen, nur, um das mal anzubieten, oder online auf meiner Webseite. 

Kommt kein Komma bei Nachfragen?

Doch.

Üblicherweise wird mit „oder“ die Gegenüberstellung von zwei Alternativen ausgedrückt. Jeweils eine vor und eine nach dem Bindewort. Fällt die zweite Alternative weg, lässt man diese für den Konversationspartner offen. Es ergibt sich eine Frage.

Im Ergebnis ist „oder“ das letzte Wort im Fragesatz. In diesen Fällen muss ein Komma vor „oder“ stehen. Schließlich verliert es seine Stellung als nebenordnende Konjunktion.

Beispiele

  • Du schreibst doch kein Komma vor „sowie“, oder?
  • Den Teilsatz werden wir noch benötigen, oder?

Häufig gestellte Fragen

Wann kommt ein Komma vor „oder“?

Du musst vor „oder“ ein Komma verwenden, wenn direkt vor dem Wort ein Einschub endet.

Wann kommt kein Komma vor „oder“?

Du brauchst kein Komma vor „oder“, wenn du gleichrangige Satzglieder mit dem Wort verbindest. Dies ist der Regelfall. In den meisten Fällen brauchst du das Satzzeichen also nicht.

Komma vor „oder“ bei zwei Hauptsätzen?

Werden zwei Hauptsätze verbunden, dann gibt es Fälle, in denen ein Komma die Lesbarkeit erhöht.

Bleibt das Subjekt in beiden Teilen das Gleiche, kommt der Satz ohne Komma aus. Meistens. 

Schreiben Sie einen Kommentar