Komma vor „und“: Kommasetzung leicht gemacht
Kann vor „und“ ein Komma stehen? Immerhin verbindet die nebenordnende Konjunktion in der Regel zwei Hauptsätze.
Ja, die Regeln der Rechtschreibung und Zeichensetzung machen auch hier keine Pause. Allerdings sind diese schnell und einfach erklärt.
Zusammenfassung: Zeichensetzung vor „und“ einfach erklärt
- Hauptsätze mit „und“ oder „oder“ brauchen normalerweise kein Komma dazwischen.
- Vor „und“ in einfachen Aufzählungen setzt man meistens kein Komma.
- Bei gleichrangigen Nebensätzen mit „und“ oder „oder“ bleibt das Komma meistens weg.
- Vor „und“ in eingeschobenen Nebensätzen und erweiterten Infinitiven kommt ein Komma.
- Wenn man „und zwar“ oder „und das“ hinzufügt, setzt man ein Komma.
Komma vor „und“ bei zwei Hauptsätzen
Das Wort „und“ stellt zwischen Wörtern, Wortgruppen und Sätzen eine Beziehung her. Handelt es sich um zwei Hauptsätze, wird in der Regel kein Komma gesetzt.
Wäre meistens auch unnötig, der zweite Hauptsatz ist nach der Konjunktion klar zu erkennen. Allerdings kann er sich das Subjekt mit dem Satz vor „und“ teilen. Manchmal sogar das Prädikat.
Beispiele:
- Ich betrinke mich und raste dann richtig aus.
- Du kannst deine Sachen packen und gehen.
Wir erinnern uns: Der Hauptsatz kann auch alleine stehen. Das wäre bei den Beispielen der Fall. Wir müssen uns nur das Subjekt bzw. Prädikat dazuschreiben.
- Ich betrinke mich / Ich raste dann richtig aus.
- Du kannst deine Sachen packen / Du kannst gehen.
In der Regel ist die Kommasetzung also unnötig. Kommata können aber sinnvoll sein, um die Gliederung der Teilsätze zu verdeutlichen. Es geht um die Lesbarkeit.
Beispiel:
- Ich werde die Welt erobern! Zusammen mit meinen Freunden und einer Flasche Jägermeister und weiteren Flaschen(,) und dir werden wir eine Karte schreiben.
Das Komma ist optional in diesem Satz, kann aber sinnvoll sein. Zum Beispiel um klarzustellen, dass „und … Jägermeister und weiteren Flaschen und dir …“ keine Aufzählung ist.
Kein Komma vor „und“ bei Aufzählungen in einem Satz
Bei simplen Aufzählungen vor „und“ oder „oder“ wird kein Komma verwendet:
- Ich mag Kaffee und Katzen und ganz doll dich.
- Um Schriftsteller zu werden, fehlt dir die Geduld und die Sorgfalt und das Talent.
Theoretisch wäre es auch hier denkbar, ein Komma zu setzen. Wiederum um die Gliederung des Satzes zu verdeutlichen.
- Schatzi, bring auf den Heimweg mal folgende Sachen mit: Tomaten, eine Gurke, Petersilie, Quark(,) und Oregano hole ich nachher vom Italiener.
In diesem Fall steht das Komma fakultativ (freigestellt). „Schatzi“ könnte sonst überlesen, dass er Oregano nicht organisieren muss.
Persönlich denke ich aber, man sollte das Komma weitgehend weglassen. Es sei denn, der Lesefluss soll explizit unterbrochen werden.
Kein Komma vor „und“ bei gleichgeordneten Nebensätzen
In gleichgeordneten Nebensätzen mit „und“ wird ebenfalls kein Komma gesetzt, selbst wenn die Konjunktion wiederholt wird.
- Ich weiß, dass ich die Regeln der Kommasetzung üben muss und sie mir merken muss.
- Ich weiß, dass ich die Regeln der Kommasetzung üben muss und dass ich sie mir merken muss.
Komma vor „und“ beim eingeschobenen Nebensatz
Vollständige Nebensätze müssen vom Hauptsatz immer mit einem Komma abgetrennt werden. Für Einschübe sind entsprechend zwei Komma notwendig.
Steht der Einschub vor dem „und“, dann steht natürlich vor „und“ ein Komma.
- Die Regeln der deutschen Rechtschreibung, schon weil ich ständig darauf angesprochen werde, und insbesondere die Kommaregeln werde ich mir jetzt aneignen.
- Ich mag klare Regeln, sofern sie für alle gelten, und ich mag klare Ansagen.
Erweiterter Infinitiv: Komma vor „und“
Die Infinitivgruppe folgt als Teilsatz den gleichen Regeln. Kommata sind obligatorisch, wenn Infinitivgruppen eingeschoben werden.
- Es ist einfach, sich in jemanden zu verlieben, und gleichzeitig ist es kompliziert.
- Morgens trinke ich Tee, um mich zu konzentrieren, und abends trinke ich Kaffee.
Komma bei Relativsätzen
Relativsätze werden durch ein Relativpronomen oder ein Relativadverb eingeleitet. Wie der Name schon sagt, bezieht sich das einleitende Wort auf ein Wort aus dem Hauptsatz.
Entsprechend finden sich diese meistens hinter dem Hauptsatz. Den eingeschobenen Relativsatz gibt es aber auch. Er folgt den zuvor genannten Regeln.
- Mein Großonkel, welcher ein echter Taugenichts war, und sein Bruder waren lebenslang verfeindet.
- Das Himmelreich, wohin auch ich einst fahren werde, und die Hölle sind durch eine unsichtbare Barriere getrennt.
Komma bei Appositionen
Man ahnt es bereits: die Apposition folgt dem gleichen Schema. Eingeschoben vor „und“ werden wiederum Kommata fällig.
- Das ist Nick, der Redakteur von der Lokalpresse, und das ist seine Freundin Marie.
- Marie, die den Redakteur der Lokalpresse geheiratet hat, und ihre Schwester machen zusammen Urlaub.
Komma vor „und zwar“ / Komma vor „und das“
Die Erläuterung „und zwar“ wird mit einem Komma markiert und vom Hauptsatz getrennt. Gleiches gilt für „und das“ als Ergänzung, die auf den Hauptsatz Bezug nimmt.
- Du hast einige Fehler im Diktat gemacht, und zwar handelt es sich in erster Linie um Rechtschreibfehler und fehlende Satzzeichen.
- Ich habe dein Auto vorne und hinten gewaschen, und zwar so gründlich, dass du davon essen kannst.
- Du hast im ganzen Text kein Verb verwendet, und das sagst du mir erst jetzt?
- Ich wohne hier schon mein ganzes Leben, und das ist auch gut so.