Metapher oder Vergleich? Sprachliche Bilder in Gedichten (Beispiele)

Beispiele für Metaphern & Vergleiche im Gedicht

Die lyrische Analyse liegt nicht jedem. Im literarischen Heuhaufen der Stilmittel kann man sich schnell verlieren. Nach diesem kurzen Text sind Metaphern und Vergleiche hoffentlich leichter verständlich. Sie machen die Sprache nämlich besonders lebendig. 

Metaphern begegnen uns nicht nur in literarischen Texten. Im alltäglichen Sprachgebrauch geht es kaum ohne. Alltagsmetaphern und Vergleiche sollen meist einen Inhalt schnell auf den Punkt bringen. 

Mal zwei Beispiele zum Einstieg:

  • „Du bist dumm wie Brot.“
  • „Du bist nicht die hellste Kerze auf der Torte.“

Mit sowas hat man sich in meiner Jugend (freundlich) beleidigt. Weißt du, bei welchem Satz es sich um eine Metapher handelt? Wir kommen gleich darauf zurück. 

Arten von Metaphern – Wirkung erkennen und benennen

Es gibt viele verschiedene Arten von Metaphern. Einige davon sind so alt, dass man sie kaum noch als Metapher erkennt. 

So ist zum Beispiel das „Tischbein“ eine gefrorene Metapher. Gefroren, weil sich dabei kaum jemand ein Bein bildlich vorstellen wird. Fällt dir ein anderes Wort für „Tischbein“ ein? Wahrscheinlich nicht. Die Metapher ist das Objekt geworden. 

Es gibt Metaphern aus dem militärischen Bereich, wie „Fußballschlacht am Millerntor“ oder „Kampf gegen Aids“. Eine kulturelle Metapher wäre „The American Dream“ oder „Manifest Destiny“. Letzteres ist weniger bekannt und soll den göttlichen Auftrag des amerikanischen Volkes auf den Punkt bringen. 

Die Wirkung der Metapher

Metaphern regen immer die Vorstellungskraft des Lesers an. Außer das Tischbein (s. o.). Es findet eine sprachliche Bedeutungsübertragung statt. Die „Fußballschlacht“ ist natürlich nur metaphorisch gemeint. Es sollen bildhaft zwei Bereiche miteinander verknüpft werden. Man stellt einen Bedeutungszusammenhang her. 

Aber warum wird das überhaupt gemacht und was wird verknüpft. 

Die Wirkung der Metapher ist fast immer emotional und sinnlich. Das Bild vor dem inneren Auge hat einen Bedeutungsüberschuss. Diese neue Bedeutung fühlt man vielleicht eher. Sie ist nicht gleich offensichtlich und einfach verständlich. Im Gegensatz zu allgemeinen Redewendungen sind Metaphern oft schwer zu fassen. 

Das macht die Sache in der Schule so schwierig!

Versuchen wir es: 

Was fällt dir zu dem Begriff „Schlacht“ ein?

Hier wären meine Begriffe.

„Harter Kampf, Blut, Schweiß, Tränen, Opfer, Gewinner, Verlierer, Trauer, Freude, Stolz, Leid, Taktik, Strategie, etc.“

Das ist ein bisschen mehr als nur ein Fußballspiel, nicht wahr? Durch ein einfaches Wort werden Eigenschaften und Emotionen übertragen. 

Metaphern und Vergleiche – Unterschied zwischen den Stilmitteln

Vergleiche und Metaphern sind sich ähnlich. Allerdings, die Metapher ist ein rhetorisches Stillmittel, dass man sich erarbeiten muss. Viele Metaphern sind uneindeutig, gerade in Gedichten. Der Vergleich macht es einem etwas einfacher. 

Vergleiche werden übrigens auch „Simile“ genannt. 

Kommen wir zu meinen freundlichen Beleidigungen aus der Kindheit zurück. „Du bist dumm wie Brot“ lässt keine Fragen offen. Brot hat noch nicht einen klaren Gedanken gehabt. Es existiert, aber nicht als intelligente Lebensform.

Das Wort „wie“ macht übrigens klar, dass es sich um einen Vergleich handelt. Wenn du „wie“ oder „gleich“ oder „so“ findest, handelt es sich immer um ein Simile. Diese Wörter schließen eine Metapher aus. 

Es ist schwerer, bei Metaphern zu erkennen, welche sprachliche Bedeutungsübertragung vollzogen wird. Kommen wir zu der zweiten Beleidigung aus der Kindheit. 

„Du bist nicht die hellste Kerze auf der Torte“ ist erst einmal uneindeutig. Was haben Kerzen mit der Intelligenz zu tun?

Kerzen sind hell. Das Licht steht für den Geist. Ein helles Licht ist wie ein wacher Geist. Es erleuchtet den Raum sowie eine kluge Aussage erhellend, erleuchtend und einleuchtend sein kann. Von Kerzen, die fast gar nicht leuchten, kann man daher nicht viel erhellendes erwarten. 

Das sprachliche Bild im Gedicht

In der Gedichtanalyse müssen wir zunächst das sprachliche Mittel identifizieren. Das beginnt meist mit einer Fragestellung. Wenn wir Gedichte untersuchen fallen uns Wörter auf, die an der Stelle eigentlich keinen Sinn ergeben. 

Hast du schon einmal Lyrik gelesen und dich beim Lesen gefragt: „Hä, warum?“ Das ist super! „Warum“ ist die wichtigste Frage und der beste Beginn für deine Analyse. 

„Dies ist der Herbst: der bricht dir noch das Herz!“ (Nietzsche, „Im deutschen November“)

Hier haben wir gleich zwei Metaphern: „Herbst“ und „Herz brechen“. Mit letzterem kennen wir uns aus. Doch warum sollte der Herbst das Herz brechen? Herbst ist doch schön, bunte Blätter, Abende am Kamin, etc. Die Antwort kann nur lauten: Offensichtlich ist hier nicht die meteorologische Jahreszeit gemeint. 

Es ist eine Metapher. Nietzsche spricht im übertragenen Sinne. Was wird übertragen? Wofür steht der Herbst?

Die Blätter habe ich schon erwähnt. Die sehen zwar schön bunt aus, hängen aber nicht mehr grün und frisch am Baum. Die Blumen stehen auch nicht mehr in voller Blüte. Der Herbst ist die Abwesenheit des Sommers. Der Sommer stand voller Blüte, Aktivität, Energie und Lebenslust. 

All das vergeht. Es ist Herbst. Der Herbst ist also die Vergänglichkeit dessen, was vormals schön, aktiv und voller Lebenslust war. Der Herbst ist auch die Ankündigung des Winters. Im Winter stirbt alles. 

Gemeint ist die Vergänglichkeit des Lebens, die dir das Herz bricht, weil du dich an die schönen Tage (des Sommers) erinnerst. 

Textkürze, Personifikation und Allegorie

Im Gegensatz zu Dramatik und Epik sind Gedichte meist relativ kurz. Viele Schüler sind dankbar dafür. Dies bedeutet aber auch, dass viel Inhalt in wenigen Worten transportiert werden muss. 

Da Metaphern den eingangs erwähnten Bedeutungsüberschuss haben, eignen sie sich hervorragend für Gedichte. Im obigen Beispiel hätten wir noch so viel mehr über den Herbst und seine Eigenschaften sagen können. Ein Referat könnte man darüber schreiben. Nietzsche aber benötigt nur ein Wort „Herbst“ und malt uns ein ganzes Bild. 

Damit dies ein rundes Bild ergibt, werden Konzepte und Dinge zu Akteuren. Dem bildhaften Ausdruck werden menschliche Eigenschaften zugesprochen. Beispiele wie „die Sonne lacht“ oder „das Blatt tanzt“ werden oft zitiert. Das ist uns zu einfach. 

Schauen wir, was Theodor Fontane in „Schlaf“ schreibt.

Nun trifft es mich, wie’s jeden traf,
ich liege wach, es meidet mich der Schlaf,
nur im Vorbeigehn flüstert er mir zu:
„Sei nicht in Sorg‘, ich sammle deine Ruh,
und tret ich ehstens wieder in dein Haus,
so zahl ich alles dir auf einmal aus.“

Wo findet hier die Personifikation statt? Ganz klar, es ist der Schlaf. Normalerweise kann der Schlaf nicht flüstern. Hier schon, denn es ist eine Metapher, die personifiziert wurde. Sie hat nun die menschliche Eigenschaft des Sprechens. 

Für Fortgeschrittene. Was könnte der Schlaf meinen, wenn er sagt „… und tret ich ehstens wieder in dein Haus,
so zahl ich alles dir auf einmal aus.“?

Schreib in die Kommentare, wenn du möchtest.

Beispiele für Metaphern im Gedicht

Hier sind noch ein paar Beispiele für Metaphern im Gedicht. 

  • „Der Nebel drückt die Dächer schwer“
    • aus „Der Nebel“ von Christian Morgenstern:
      Der Nebel wird hier metaphorisch als etwas Schweres dargestellt, das auf den Dächern lastet, obwohl Nebel eigentlich leicht und luftig ist.
  • „Ein Meer von Tränen“
    • aus „Willkommen und Abschied“ von Johann Wolfgang von Goethe:
      Diese Metapher beschreibt die Tränen eines Abschieds als ein „Meer“, was die überwältigende Menge und die intensive Emotion verdeutlicht.
  • „Die Sonne lacht“
    • häufig in Volksliedern und Gedichten, z.B. in „Frühlingsgedichte“:
      Hier wird die Sonne personifiziert und es wird metaphorisch ausgedrückt, dass sie scheint, indem sie „lacht“.
  • „Der Ozean der Zeit“
    • aus „Hyperion“ von Friedrich Hölderlin:
      Zeit wird hier als Ozean beschrieben, was ihre Unendlichkeit und das stetige Voranschreiten andeutet.
  • „Ein Herz aus Stein“
    • verwendet in verschiedenen Gedichten:
      Diese Metapher beschreibt ein Herz, das metaphorisch aus Stein ist, um die Gefühlskälte oder Unempfindlichkeit einer Person auszudrücken.

Beispiele für Vergleiche im Gedicht

Natürlich werden auch Vergleiche oft als Bild in Gedichten verwendet. Hier sind einige davon.

  • „Gleich wie der Regen und Schnee vom Himmel fällt“
    • Gedicht: „Gleich wie der Regen und Schnee“
    • Autor: Paul Gerhardt
      In diesem Gedicht wird der Vergleich „gleich wie“ verwendet, um die Wirkung von Gottes Wort mit dem Regen und Schnee zu vergleichen, der die Erde nährt.
  • „Wie der Tau auf Gräsern liegt“
    • Gedicht: „Wie der Tau auf Gräsern“
    • Autor: Johann Wolfgang von Goethe
      Goethe verwendet in diesem Gedicht den Vergleich „wie der Tau auf Gräsern“, um die Sanftheit und Leichtigkeit einer Szene zu beschreiben.
  • „Wie eine Blume, so blühe dein Herz“
    • Gedicht: „Wie eine Blume“
    • Autor: Friedrich Rückert
      Rückert vergleicht das Blühen eines Herzens mit einer Blume und verwendet dabei das Vergleichswort „wie“, um die Schönheit und Zerbrechlichkeit beider zu betonen.
  • „Und wie ein Lied vergeht im Wind“
    • Gedicht: „Stufen“
    • Autor: Hermann Hesse
      In diesem Gedicht vergleicht Hesse das Vergehen eines Liedes mit dem Wind, um die Vergänglichkeit des Lebens darzustellen.
  • „Wie das Laub im Herbstwind zittert“
    • Gedicht: „Herbsttag“
    • Autor: Rainer Maria Rilke
      Rilke nutzt den Vergleich „wie das Laub im Herbstwind zittert“, um die Unsicherheit und die Beweglichkeit einer Situation oder eines Zustands zu illustrieren.

Liste mit Beispielen deutscher Metaphern

Wenn dich nicht nur Literatur interessiert, kannst du dir die Liste gebräuchlicher Metaphern im Alltag ansehen.