“Ohne dass” – Sätze finden sich häufig in der deutschen Sprache. Von Sprachlernern wird die Wendung nicht immer richtig eingesetzt. Das wollen wir heute ändern und mit Beispielen trainieren.
Zuerst alle Fakten zu “ohne dass”:
- “Ohne dass” beschreibt das Fehlen einer Handlung
- “Ohne dass” ist eine Satzverbindung (Subjunktion)
- Nach “ohne dass” folgt immer ein Nebensatz
- “Ohne dass” kann am Satzanfang stehen
- Auf “ohne dass” folgt oft Konjunktiv II
- “Ohne dass” kann manchmal durch “ohne zu” ersetzt werden
- “Ohne dass” kann durch “ohne” ersetzt werden
- “Ohne dass” ist nicht gleich “ohne das”
Beispiele für “ohne dass” Sätze
Mit “ohne dass” wird das Fehlen einer Handlung beschrieben. Natürlich muss die Handlung zuvor erwartet werden. Ein Satz wie:
- Er spannte seinen Regenschirm auf, ohne dass die Aktienkurse fielen
macht keinen Sinn. Man würde nicht erwarten, dass die Aktienkurse fallen, wenn jemand seinen Regenschirm aufspannt. Außer, der jemand ist Warren Buffett.
Anders verhält es sich hier:
- Er verließ das Haus, ohne dass er sich zuvor verabschiedete.
Man würde erwarten, dass sich jemand verabschiedet, bevor er das Haus verlässt. Das macht man einfach so.
Weitere Beispiele, in denen eine Handlung erwartet wird, aber nicht eintrifft:
- Clara meldete mich zum Seminar an, ohne dass sie es mir gesagt hätte.
- Du kannst die Prüfung nicht bestehen, ohne dass du fleissig gelernt hast.
- Ich ging in die mündliche Prüfung, ohne dass ich mich besonders vorbereitet hätte.
- Der Staat überwacht dich, ohne dass du es merkst.
- Wir können den ganzen Tag arbeiten, ohne dass es einen Unterschied macht.
Schau dir die Beispiele gut an, wir werden sie gleich weiter verwenden!
Hier sind die Erwartungen, die in den Sätzen nicht eingetreten sind:
- Ich hätte erwartet, dass Clara mir Bescheid sagt.
- Man erwartet, dass man für die Prüfung fleissig lernen muss.
- Man erwartet, dass sich jemand für die mündliche Prüfung vorbereitet.
- Man erwartet es zu merken, wenn der Staat einen überwacht.
- Wir erwarten, dass es einen Unterschied macht, wenn wir den ganzen Tag arbeiten.
“Ohne dass” ist eine Satzverbindung auf die ein Nebensatz folgt
In meinen Beispielsätzen habe ich jeweils das letzte Wort fett markiert. Du siehst, es sind immer Verben: “hätte, hast, hätte, merkst, macht”. Daran siehst du, dass es sich um Nebensätze handelt.
MIt “ohne dass” wird immer ein Nebensatz eingeleitet. Unabhängig davon, ob es mitten im Satz oder am Anfang steht. Damit ist die Verbindung eine unterordnende Konjunktion oder Subjunktion.
Das ist ein Fehler, den Deutschlerner gerne machen!
Falsch: Ich gehe zum Arzt, ohne dass ich habe einen Termin.
Richtig: Ich gehe zum Arzt, ohne dass ich einen Termin habe.
Achte darauf, dass sich am Ende des “ohne dass” – Satzes immer ein Verb befindet!
Komma vor “ohne dass”?
Ja. Da es eine Satzverbindung ist kommt vor “ohne dass” fast immer ein Komma. Davon gibt es nur wenige Ausnahmen. Natürlich auch, wenn “ohne dass” am Satzanfang steht.
“Ohne dass” am Satzanfang
Die Ordnung von Nebensätzen und Hauptsätzen lässt sich immer umdrehen. So auch bei “ohne dass”. Man kann den Nebensatz also immer an den Anfang stellen.
Unsere Beispiele:
- Ohne dass sie es mir gesagt hätte, meldete Clara mich zum Seminar an.
- Ohne dass du fleissig gelernt hast, kannst du die Prüfung nicht bestehen.
- Ohne dass ich mich besonders vorbereitet hätte, ging ich zur mündlichen Prüfung.
- Ohne dass du es merkst, überwacht dich der Staat.
- Ohne dass es einen Unterschied macht, können wir den ganzen Tag arbeiten.
Du siehst, dass Verb ist immernoch am Ende des “ohne dass” – Satzes. Der Nebensatz ist vorne, nach dem Komma folgt der Hauptsatz. So ist es grammatikalisch korrekt.
“Ohne dass” am Anfang sinnvoll?
Den Hauptsatz nach hinten zu stellen ist oft problematisch. Die entscheidende Information (z. B. “Clara hat mich zum Seminar angemeldet”) kommt erst spät im Satz. Den Nebensatz muss der Zuhörer solange im Kopf behalten.
Meistens ist das eine schlechte Idee, aber es gibt Ausnahmen.
In der Literatur wird der einleitende Nebensatz oft als Stilmittel eingesetzt. Das passiert auch in längeren Texten, die man verfasst. Damit will man verhindern, dass sich alle Sätze in der Struktur gleichen und der Text dadurch monoton wirkt.
Der Nebensatz vorne ist auch sinnvoll, wenn man die Aussage des Nebensatzes besonders betonen will. In dem vierten Beispiel könnte das so sein. “Du merkst es noch nicht einmal!” ist hier vielleicht die wichtige Aussage.
Konjunktiv II nach “ohne dass”
Oft folgt auf “ohne dass” ein Nebensatz im Konjunktiv II. Zwingend ist das nicht. In den Beispielen haben wir in den Sätzen 1 und 3 davon Gebrauch gemacht.
Warum bietet sich das Konjunktiv II nach “ohne dass” an?
Konjunktiv II wird verwendet, um eine Realität zu beschreiben, die nicht eingetreten ist und vermutlich nicht eintreten wird. Man nennt es daher auch Irrealis.
Etwa:
- Ich wäre so gerne Millionär.
- Hätte ich doch bloss meinen Schlüssel mitgenommen.
- Hätte ich das gewusst, wäre ich zu Hause geblieben.
Wir erinnern uns: “Ohne dass” beschreibt das Fehlen einer Handlung, die erwartet wird. Diese erwartete Realität ist also nicht eingetreten. Daher bietet sich das Konjunktiv II an.
“Ohne dass” oder “ohne zu”?
Manchmal kann “ohne dass” durch “ohne zu” ersetzt werden. Immer dann, wenn das Subjekt in beiden Sätzen dasselbe ist. Auf das “zu” folgt dann ein Infinitiv.
Hier sind unsere Beispiele:
- Clara meldete mich zum Seminar an, ohne es mir zu sagen.
- Du kannst die Prüfung nicht bestehen, ohne fleissig zu lernen.
- Ich ging in die mündliche Prüfung, ohne mich vorzubereiten.
- Der Staat überwacht dich, ohne es zu merken. (Falsch!)
- Wir können den ganzen Tag arbeiten, ohne einen Unterschied zu machen. (Naja.)
Die ersten drei Sätze funktionieren problemlos. Allein deswegen, weil das Subjekt jeweils das Gleiche ist. Der vierte Satz funktioniert so nicht, denn wir haben zwei Subjekte. Einmal “der Staat” (überwachen) und “einmal du” (merken).
Beim fünften Satz habe ich ein bisschen geschummelt. Im Original war es ja “die Arbeit” diejenige, die den Unterschied macht Jetzt sind wir es, die (durch die Arbeit) einen Unterschied machen. Durch diesen Kniff ist das Subjekt dasselbe.
“Ohne dass” oder “ohne”?
Damit haben wir auch die Frage beantwortet, ob man statt “ohne dass” einfach nur “ohne” schreiben kann. Ja, kann man. Dann allerdings immer mit einer Infinitiv-Konstruktion und “zu”.
Ganz kurz: Infinitiv bedeutet, das Verb steht in seiner Grundform. In den Beispielen sind das: “sagen, lernen, vorbereiten, merken, machen”.
Da “vorbereiten” ein trennbares Verb ist, steht das “zu” übrigens mitten im Verb.
“Ohne dass” ist nicht gleich “ohne das”
Wir sehen, “ohne dass” lässt sich leicht ersetzen. Nur nicht durch “ohne das”. In diesem Fall ist “das” nämlich ein Pronomen. Hingegen ist “dass” ein Konnektor, eine Satzverbindung.
Die beiden Wortarten sind nicht gleich und damit auch nicht austauschbar.
Falsch: Wir brauchen das richtige Werkzeug, ohne dass geht es nicht.
Richtig: Wir brauchen das richtige Werkzeug, ohne das (Werkzeug) geht es nicht.
Ein “s” kann also durchaus einen großen Unterschied machen. In einer Prüfung merkt der Dozent sofort, dass du die Satzverbindung nicht verstanden hast, wenn du nur ein “s” schreibst.