Bildung des Imperativs (Modus): Deutsche Befehlsform
Der Imperativ ist einer der Modi der deutschen Sprache. Er bezieht sich ausschließlich auf Art und Stellung des Verbs.
Bei den Imperativformen geht es um Aufforderungen und Befehle. Man könnte sagen, dass diese Verbform das Gegenteil von höflich ist. Das muss aber nicht immer schlecht sein, wie wir gleich sehen werden.
Hier wird der Imperativ einfach erklärt.
Übersicht: Modi in der deutschen Grammatik
Wir erinnern uns: die Art des Verbs bestimmt den Ton. Er entscheidet, ob ich etwas behaupte, für möglich halte oder einfordere.
Indikativ
Der Indikativ gilt als Normalform der deutschen Sprache. Er gibt wahre (oder für wahr gehaltene) Tatsachen wieder. Er wird daher auch Wirklichkeitsform genannt.
Beispiel Ind.:
- Ich habe gestern ein Buch gelesen.
Das gibt gibt es natürlich in allen Zeitformen der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Konjunktiv
Im Konjunktiv I und Konjunktiv II werden Möglichkeiten wiedergegeben. Etwas könnte passiert sein oder noch passieren. Daher nennt man ihn Möglichkeitsform.
Beispiel Konjunktiv I:
- Thomas sagt, er habe gestern Latein gelernt.
Vielleicht hat er das. Vielleicht aber auch nicht.
Der Konjunktiv II gibt Träume, Wünsche und verpasste Gelegenheiten wieder. Er wird auch als Höflichkeitsform verwendet.
Beispiel Konjunktiv II:
- Würdest du mit mir essen gehen?
Imperativ
Der vorangegangene Satz könnte eine freundliche Aufforderung zum ersten Date sein. Vielleicht funktioniert es. Weniger Erfolgversprechend wäre die Aufforderung im Imperativ.
Beispiel Imperativ:
- Geh mit mir essen!
Dennoch können Imperativsätze oft hilfreich sein.
Die Bedeutung der Befehlsform Imperativ im Deutschen
Der Imperativ ist ein Modus für viele Gelegenheiten. Er kann in der gehobenen Sprache genauso verwendet werden, wie im Umgang mit Freunden.
Wir schauen uns einige Möglichkeiten an.
Befehle und Aufforderungen
„Mach mal Platz!“ wäre eine typische Aufforderung. Auch Sätze wie „Lass das!“ oder „Geh weg!“ findet man oft. „Räum dein Zimmer auf“ werden auch schon einige gehört haben.
Für diese Fälle gibt es den Imperativ oft mit Ausrufezeichen. Man will seiner Forderung Nachdruck verleihen. Wir sehen, dass hier der Verbstamm des Infinitivs verwendet wird.
Ratschläge und Anweisungen
Im Unterschied zum Befehl ist der Ratschlag nicht bindend. Wir finden in oft in Verbindung mit Wörtern wie „lieber“, „doch“ oder „vielleicht“.
- Geh lieber erstmal nachsehen.
- Werd doch Beamter.
- Mach vielleicht erst dein Abitur.
Wir sehen, Ausrufezeichen sind hier nicht zwingend erforderlich.
Eine Anweisung kann mündlich oder schriftlich erfolgen. Sie ist oft Teil eines Manuals oder Videos. Meistens dient sie dazu, etwas zu erklären.
- Geben Sie 30 Gramm Butter hinzu.
- Schließen Sie das Gerät an den Router an.
- Biegen Sie links in die Mozartstraße ein.
Verbote und Warnungen
Verbote und Warnungen finden wir auf Verbotsschildern und Warnhinweisen. Manchmal werden sie auch mündlich ausgesprochen.
- Bleiben Sie stehen!
- Durchfahrt verboten!
- Keine heiße Asche einfüllen!
Bitten
Auch Bitten kann man mit dem Imperativ bilden.
- Mach bitte die Tür zu.
- Hol mir mal ein Bier aus dem Kühlschrank.
- Stell die Blumen bitte einfach dort ab.
Höfliche Bitten werden im Deutschen im Konjunktiv II formuliert. Bitten im Imperativ sind näher am Aufforderungscharakter. Das Wort „bitte“ macht hier oft den Unterschied.
Bildung der Befehlsformen im Satz (Beispiele)
Eine Sache ist beim Imperativ immer gleich: Das Verb steht an der ersten Stelle. Das hat der Imperativ mit der Frageform gemeinsam.
Bei der Konjugation des Imperativs durch die verschiedenen Personalpronomen, zeigen sich Unterschiede. Immer gleich ist: Wir orientieren uns am Verbstamm der jeweiligen Präsensform. Diesen erhalten wir, indem wir die Endung kappen.
Imperativ für verschiedene Personen bilden (Flexion im Präsens)
1. Person Singular und Plural
In der ersten Person Einzahl wird der Imperativ nicht verwendet. Klar, sonst würde man sich selbst die Anweisungen und Ratschläge geben.
In der ersten Person Plural ist der Imperativ durchaus möglich. Zum Beispiel kann ich Vorschläge machen.
Indikativ: Wir gehen etwas trinken.
Imperativ: Gehen wir etwas trinken.
Ind.: Wir sind ehrlich zueinander.
Imp.: Seien wir ehrlich zueinander.
Letzteres ist übrigens ein Beispiel für den Adhortativ. Dieser gibt eine ermahnende Aufforderung wider.
Wir sehen auch: Der Imperativ ist im Deutschen nicht immer gleich. Mit Hilfsverben wird er anders gebildet.
2. Person Singular und Plural
Bei der zweiten Person Einzahl verwenden wir den Wortstamm.
Ind.: Du isst zu wenig Kartoffeln.
Imp.: Iss mehr Kartoffeln!
Ind.: Du machst zu selten Hausaufgaben.
Imp.: Mach deine Hausaufgaben!
So weit, so gut. Leider klappt das nicht immer. Zum Beispiel bei den Hilfsverben „sein“ und „haben“.
Ind.: Du bist immer zu spät.
Imp.: Sei einmal pünktlich!
Hilfsverben sind allerdings immer etwas Besonderes.
Die zweite Person Einzahl und Plural ist sehr ähnlich.
Ind.: Ihr geht einkaufen.
Imp.: Geht einkaufen!
Ind.: Ihr fahrt zum Supermarkt.
Imp: Fahrt zum Supermarkt!
Wir sehen, dass der Imperativ dem Indikativ gleich ist. Das funktioniert hier sogar mit Hilfsverben.
Ind.: Ihr habt zu wenig Anstand.
Imp.: Habt mehr Anstand!
Ind.: Ihr seid sehr unfreundlich.
Imp.: Seid freundlicher!
3. Person Singular und Plural
Dieser Modus des Verbs ist leider nicht verfügbar. Ganz einfach, weil Bitten, Verbote, etc. immer direkt adressiert werden. Soll heißen: Die Imperativform gibt es in der dritten Person nicht.
Abgesehen von der höflichen Anrede.
Ind.: Sie biegen an der Kreuzung links ab.
Imp.: Biegen Sie an der Kreuzung links ab.
Dies bezeichnet man als formellen Imperativ.
Auch hier sind wieder die Ausnahmen zu beachten.
Ind.: Sie sind selten pünktlich.
Imp.: Seien Sie pünktlich!
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