Konjunktiv 2: Irreales für Gegenwart und Vergangenheit
Den Konjunktiv 2 brauchen wir, um irreale Dinge auszudrücken. In der deutschen Grammatik funktioniert das in den Zeitformen Gegenwart und Vergangenheit.
Die Verbform kann dir helfen, bestimmte Aussagen zu treffen. Sie findet Verwendung, wenn du einen Ratschlag gibst oder Vorschlag machst. Sie wird auch „Möglichkeitsform“ genannt.
Hier bekommst du den Konjunktiv II einfach erklärt.
Der Konjunktiv II einfach erklärt
Die Möglichkeitsform ist das Gegenteil vom Indikativ. Beide Formen beziehen sich auf das Verb. Der Indikativ ist sozusagen die Standardform des Verbs.
Ein Beispiel mit Verb im Indikativ:
- Ich habe im Lotto gewonnen!
Großartig. Der Indikativ beschreibt die Realität.
Ein Beispiel mit Verb im Konj. II:
- Ich hätte im Lotto gewonnen(, wenn ich die richtigen Zahlen getippt hätte).
Schade. Kein Lottogewinn für mich. „Hätte“ bedeutet: Es ist nicht wirklich passiert.
Irreale Situationen und Begebenheiten
Aus verschiedenen Gründen können Dinge nicht real sein. Man muss Wahres von Unwahrem unterscheiden. Diese Kategorien können dir helfen.
Wünsche und Träume
Oft genug stellen wir uns vor, wie etwas wäre. Dabei kann die Vorstellung realisierbar sein oder nicht. Kann man es realisieren, ist es ein Wunsch. Ist selbst das unmöglich, ist es ein Traum. In jedem Fall ist beides nicht real.
- Ich würde gerne bei Tesla arbeiten.
- Ich hätte gerne mehr Zeit für meine Kinder.
- Ich könnte den Abschluss nachholen, wenn ich nicht arbeiten müsste.
- Wenn ich 2,30 m wäre, könnte ich in der NBA spielen.
Wir sehen, Träume und Wünsche lassen sich nicht immer eindeutig unterscheiden. Vielleicht könnte ich ja bei Tesla arbeiten.
Vermutungen
Wenn ich etwas vermute, dann weiß ich nicht, ob es wahr ist. In diesem Fall ist es besonders wichtig, sich richtig auszudrücken. Schließlich will man keine falschen Behauptungen in die Welt setzen.
- Das könnte funktionieren.
- Das hätte dein Vater auch gesagt.
- Ich würde es wohl bis morgen hinbekommen.
Wird eine Vermutung verneint, kann sie Erstaunen ausdrücken. Das funktioniert immer mit dem Konj. 2 von „haben“ oder „sein“.
- Ich hätte nicht geglaubt, dass er dazu in der Lage ist.
- Mir wäre nicht in den Sinn gekommen, dass er das macht.
Ratschläge und Höflichkeitsformen
Wer höflich sein oder eine Bitte äußern will, der bedient sich der Möglichkeitsform.
- Würden Sie mir mal das Salz reichen?
- Könnten Sie es als Geschenk verpacken?
- Hätten Sie einen Augenblick Zeit für mich?
- Dürfte ich Ihnen einen Espresso anbieten?
Warum drücken wir uns höflich genau so aus, wie bei irrealen Bedingungen? Dafür gibt es eine einfache Erklärung.
Es soll signalisiert werden, dass jemand die Wahl hat. Eine Bitte ist keine Aufforderung, etwas zu tun. Die Möglichkeitsform wird benutzt, um dem Adressaten die Kontrolle über sein Handeln zu geben.
Ratschläge funktionieren genauso. Schließlich soll die andere Person selbst entscheiden, ob sie den Ratschlag annimmt.
- Du könntest dir ja am Mittwoch freinehmen.
- Du solltest weniger Kuchen essen.
- Du würdest dich besser fühlen, wenn du das klärst.
Bildung des Konjunktiv II im Präsens
Für die Bildung der Möglichkeitsform im Präsens gibt es 3 Möglichkeiten. Entweder verwendest du das Hilfsverb „werden“, ein Modalverb oder das Vollverb in der Möglichkeitsform.
Konjunktiv II im Präsens mit „werden“ oder Modalverben
Die Möglichkeitsform von „werden“ ist eine einfache Methode, Irreales auszudrücken. Das Hilfsverb „werden“ wird auch für die Bildung des Futur verwendet. Insofern findet sich diese Form häufig für Dinge, die man in Zukunft tun würde. Oder auch nicht.
Person | Verb | Beispiel |
ich | würde | gerne Philosophie studieren. |
du | würdest | doch nicht ohne mich fahren, oder? |
er/ sie/ es | würde | sich darüber keine Gedanken machen. |
wir | würden | euch gerne zur Hochzeit einladen. |
ihr | würdet | uns damit eine große Freude machen. |
sie | würden | das Spiel haushoch verlieren. |
Wir sehen, das Vollverb steht im Infinitiv am Ende des Satzes.
Die Konjugation der Modalverben in der Zeitform funktioniert mit den gleichen Endungen. Es gibt eine Ausnahme: Bei „sollen“ wird ein „t“ eingebaut.
- Wir sollten hier lieber verschwinden.
Konjunktiv II im Präsens
Natürlich kann man auch ohne „würde“ auskommen. Alle Verben haben eine Möglichkeitsform.
Hierfür nehmen wir den Präteritumstamm. Bei unregelmäßigen Verben wird aus dem Vokal ein Umlaut.
Die Endungen sind wie zuvor:
1. Person Singular (ich) |
-e |
2. Person Singular (du) | -est |
3. Person Singular (er/sie/es) | -e |
1. Person Plural (wir) | -en |
2. Person Plural (ihr) | -et |
3. Person Plural (sie/Sie) | -en |
Vollverb | Präteritum | Konjunktiv 2 |
geben | gab (1. und 3. Sing.) | gäbe |
fliegen | flog (1. und 3. Sing.) | flöge |
erfahren | erfuhrst (2. Sing.) | erführest |
stehen | standet (2. Person Plur.) | ständet |
rufen | riefen (1. und 3. Plur.) | riefet |
Es fällt auf: im letzten Beispiel wird kein Umlaut gebildet. Ganz klar, von „i“ gibt es im Deutschen keinen Umlaut.
Konjunktiv II in der Vergangenheit
Steht die Möglichkeitsform in der Vergangenheitsform, benötigen wir die Hilfsverben „sein“ oder „haben“. Zudem brauchen wir das Partizip II.
Dieses kennst du vielleicht schon von der Zeitform „Perfekt“. Oft (aber nicht immer!) wird das Präfix „ge“ eingesetzt.
„Haben“ und „Sein“ im Konjunktiv II
Konjunktiv II Vergangenheitsform | ||||
haben | Partizip II | sein | Partizip II | |
ich | hätte | gelacht | wäre | gekommen |
du | hättest | gestanden | wär(e)st | geblieben |
er/sie/es | hätte | gesehen | wäre | gelaufen |
wir | hätten | geschlafen | wären | gefahren |
ihr | hättet | angerufen | wär(e)t | geflogen |
sie | hätten | vorbereitet | wären | geradelt |
Es zeigt sich: Das Partizip II bleibt immer gleich. Lediglich das Hilfsverb muss konjugiert werden.
Konjunktiv II in der Vergangenheitform mit Modalverb
Wird ein Modalverb eingesetzt, können wir dieses am Ende des Satzes hinzufügen. Dies funktioniert aber ausschließlich mit dem Hilfsverb „haben“. Das Vollverb steht im Infinitiv.
Tabelle mit Beispielen:
Hilfsverb „haben“ | Vollverb im Infinitiv | Modalverb | |
Ich | hätte | gehen | sollen |
Du | hättest | anrufen | können |
Er/Sie/Es | hätte | nicht kommen | dürfen |
Wir | hätten | warten | mögen |
Ihr | hättet | aufräumen | müssen |
Sie | hätten | mitkommen | wollen |
Konjunktiv II im Passiv
Das Passiv der Möglichkeitsform kannst du mit der Konjugation von „werden“ bilden. Genau wie im Indikativ.
Wir erinnern uns: Es findet ein Subjekt-Objekt-Tausch statt.
So geht das im Indikativ:
Aktivform: Peter hat ein Auto gewonnen.
Passivform: Das Auto wurde von Peter gewonnen.
In der Möglichkeitsform sieht das dann so aus:
Aktivform: Peter hätte ein Auto gewonnen.
Passivform: Das Auto würde (von Peter) gewonnen.
Konjunktiv II im Passiv (Vergangenheit) mit „sein“
Jetzt werden beide, das Vollverb und das Hilfsverb „werden“, ins Partizip II gesetzt. An zweiter Stelle im Satz steht das Hilfsverb „sein“.
Der obige Satz sieht dann so aus:
Das Auto ist (sein) von Peter gewonnen (Vollverb Part. II) worden (werden Part. II).