Kommasetzung bei Nebensätzen: Kommaregeln in 4 Minuten
Auch als Fan der kurzen, klaren Sätze: Man kann sein Leben nicht nur mit Hauptsätzen bestreiten. Nebensätze bringen Variation und Tiefe in die Textstruktur.
Hingegen ist die Kommasetzung bei Nebensätzen manchmal ein notwendiges Übel. Notwendig, weil die Abgrenzung durch Kommata Übersicht schafft und die Lesbarkeit erhöht. Übel, weil man sich ein paar Kommaregeln aneignen muss.
So schwierig ist das aber gar nicht.
Zusammenfassung: Kommasetzung bei Nebensätzen
- Ein Nebensatz ist ein Teil eines zusammengesetzten Satzes, der vom Hauptsatz abhängt und durch ein Pronomen oder eine Konjunktion eingeleitet wird.
- Im Nebensatz steht das finite Verb oft am Ende.
- Kommata werden gesetzt, wenn der Nebensatz vor oder nach dem Hauptsatz steht oder in einen Hauptsatz eingeschoben ist.
- Bei gleichrangigen Nebensätzen trennt man sie mit einem Komma, es sei denn, ein Bindewort wie „und“ steht zwischen ihnen.
- Bei einem Hauptsatz mit zwei nicht gleichrangigen Nebensätzen wird zwischen den Nebensätzen ein Komma gesetzt.
- Verkürzte Nebensätze erfordern kein Komma, es sei denn, die Aussprache erfordert es.
- Bei mehrteiligen Nebensatzeinleitungen wie „als dass“ oder „anstatt dass“ kann ein Komma gesetzt werden, um die Aussprache zu verdeutlichen und eine Sprechpause zu markieren.
So erkennst du den Nebensatz
Damit wir Nebensatz und Hauptsatz sauber trennen können, müssen wir den Nebensatz kennenlernen. Dieser hat gewöhnlich folgende Eigenschaften.
Immer:
- Der Nebensatz alleine ergibt keinen Sinn
Oft:
- Der Nebensatz hat ein Pronomen (Fürwort)
- Das konjugierte Verb steht an letzter Stelle (nicht bei Infinitivgruppe)
- Der Nebensatz wird durch eine Konjunktion (Bindewort) eingeleitet (nicht zwingend bei Infinitivgruppe)
Schauen wir uns zwei Beispiele an.
- Jonas dachte lange nach, bevor er sich für die passende Anrede entschied.
Der Teil hinter dem Komma ergibt alleine keinen Sinn. Der erste Teil schon. Wir haben mit „bevor“ eine Konjunktion, die den Nebensatz einleitet. Außerdem steht das konjugierte Verb an letzter Stelle.
Natürlich kann der Nebensatz auch vorne stehen.
- Bevor er sich für die passende Anrede entschied, dachte Jonas lange nach.
Grundregel des Kommas bei Nebensätzen
Haupt- und Nebensätze werden immer durch ein Komma getrennt. Das ist die wichtigste Regel. Bei Verkürzungen ist das Komma freiwillig. Es sollte aber im Zweifelsfall gesetzt werden. Gleiches gilt für das Komma bei Infinitivgruppen, wenn keine einleitende Konjunktion zu finden ist.
Das Komma wird gesetzt, ganz gleich, ob der Hauptsatz vor oder hinter den Nebensätzen steht. Handelt es sich um einen eingeschobenen Nebensatz, wird jeweils davor und dahinter ein Komma gesetzt. So lassen sich die einzelnen Satzteile besser unterscheiden.
Beispiel:
- Beachten Sie die Hervorhebungen des Subjekts und des Prädikats, welche jeweils gelb markiert sind, in den nachfolgenden Wortgruppen.
Der eingeschobene Nebensatz ist kursiv gesetzt.
Befindet sich der Hauptsatz vor dem Anfang oder hinter dem Ende des Nebensatzes, ist nur ein Komma erforderlich.
Beispiele:
- Guido spielt gerne Geige, weil die Mädchen ihm dann zu Füßen liegen.
- Obwohl es eigentlich notwendig wäre, setzt Kevin kein Komma bei Nebensätzen.
Die Nebensätze sind wiederum kursiv.
Komma bei Infinitivgruppen und Wortgruppen
Die Infinitivgruppe als Nebensatz erkennen wir am Verb im Infinitiv an hinterster Position. Man findet bei dieser Gelegenheit auch das Wort „zu“.
- Wie angekündigt ist Ihnen freigestellt, sich zu dem Sachverhalt zu äußern.
Die Infinitivgruppe ist leicht zu erkennen. Übrigens ist auch „wie angekündigt“ ein Nebensatz. Da dieser aber verkürzt ist, ist das Komma freigestellt.
Tatsächlich wäre im vorliegenden Fall auch die Kommasetzung vor „sich“ fakultativ. Schließlich ist das keine Konjunktion, sondern ein Reflexivpronomen.
Kommaregeln für gleichrangige Nebensätze
In einigen Fällen sind einem Hauptsatz zwei gleichrangige Nebensätze untergeordnet. Zwischen diesen setzt man ein Komma, es sei denn, Konjunktionen wie “und”, “oder” oder “sowie” verbinden sie.
Beispiele:
- Sagen Sie Ihrem Chef, dass ich schon weiß, dass ich spät dran bin.
- Sagen Sie Ihrem Chef, dass ich mir der Verspätung bewusst bin und dass ich demnächst pünktlich erscheinen werden.
Im zweiten Satz muss zwischen den Nebensätzen kein Komma stehen, da ein Bindewort vorhanden ist.
Nicht gleichrangige Nebensätze
Die Nebensätze sind nicht gleichrangig, wenn ein Nebensatz nicht alleine stehen kann.
Beispiel:
- Ich weiß genau, welche Mitarbeiter zu spät kommen, sie werden zur Rechenschaft gezogen.
Der zweite Nebensatz (kursiv) macht ohne den ersten keinen Sinn. Deswegen ist es richtig, an diese Stelle ein Komma zu setzen.
Was tun bei Verkürzung des Nebensatzes?
Verkürzte Nebensätze begegnen uns häufig im täglichen Sprachgebrauch. Sie sind oft als solche kaum zu erkennen. Sie bilden aber eine Wortgruppe, die den Hauptsatz sinnvoll ergänzt.
Beispiele:
- Ich werde Sie(,) wie besprochen(,) am Mittwoch vom Bahnhof abholen.
- Statt fußläufig(,) würde ich das Zentrum lieber mit dem Tourbus erkunden.
In beiden Fällen finden wir eine Verkürzung.
Mehrteilig eingeleitete Nebensätze: Ein Sonderfall
Die sogenannten mehrteiligen Nebensatzeinleitungen, wie “als dass” oder “anstatt dass”, bestehen aus einer Konjunktion und einem weiteren Wort. Gemäß der Grundregel des Duden erfordern sie kein Komma, es sei denn, es dient der Verdeutlichung der Aussprache und markiert eine Sprechpause.
Beispiele:
- Das Konstrukt ist zu lang(,) als dass ich den Sinn des Satzes annähernd verstehen könnte.
- Du solltest lieber mitmachen(,) anstatt dass du ständig bloß daneben stehst.
Angebracht ist ein Komma auch nach der neuen Rechtschreibung, wenn zwischen den Satzteilen eine klare Trennung herrschen soll. Zum Beispiel, weil man die Aussage des Hauptsatzes besonders betonen will.
Beispiele:
- Die Teilnahme ist zwingend erforderlich, immer vorausgesetzt(,) dass keine gesundheitlichen Gründe dagegen sprechen.
- Ich schätze deine Ehrlichkeit, vor allem(,) wenn sie mit konstruktiver Kritik verbunden ist.
Besteht das Konstrukt aus insgesamt drei Wörtern, sollte aber in jedem Fall ein Komma gesetzt werden.
Beispiel:
- Für den Fall, dass es am Ende des Satzes steht, muss das Verb nicht zwingend konjugiert werden.
- „Sowohl als auch“: Komma ja oder nein? In 2 Min. einfach erklärt
- Bei „wie besprochen“ Komma richtig setzen
- Frage: Wird nach „Mit freundlichen Grüßen“ ein Komma gesetzt?
- Komma & Rechtschreibung bei „zum einen … zum anderen“
- Komma bei „weder … noch“: Kommasetzung in 2 Minuten erklärt
- Komma bei Nebensätzen richtig setzen
- Komma vor „beziehungsweise“: Kommasetzung in 2 Min.
- Komma vor „nachdem“: Kommasetzung bei temporaler Konjunktion
- Komma vor „aber“ – Kommaregeln einfach erklärt
- Komma vor „sondern“: Kommasetzung einfach erklärt
- Komma vor „statt“ & „anstatt“: Kommasetzung leicht gemacht
- Kommasetzung vor „bevor“: Kommaregeln einfach erklärt
- Kommt ein Komma vor „ob“? Kommasetzung einfach erklärt
- Kommt ein Komma vor „sowie“: Manchmal ja!
- Kommt vor „um“ ein Komma? Kommasetzung an Beispielen erklärt
- Satzverbindung „ohne dass“: Komma (fast) immer erforderlich
- Wann du ein Komma bei „wie“ setzen musst: Mit Beispielen in 3 Minuten erklärt
- Wann kommt das Komma vor „als“? Kommasetzung in 4 Minuten
- Wann kommt ein Komma vor „oder“? Kommaregeln einfach erklärt
- Zeichensetzung für wörtliche Rede: Kommasetzung und Co in 3 Min.